Der Montanhistorische Rundweg verweist auf noch sichtbare Reste des Stolberger Erzbergbaus entlang der Hauptabbaugebiete von Zink und Blei rechts der Vicht. Es werden in erster Linie die noch sichtbaren Überreste der beiden Erzgruben Diepenlinchen und Albertsgrube erklärt.

Seit der Antike wurden im Stolberger Raum Zink- und Bleierze abgebaut. Diese prägten neben dem Steinkohleabbau und der Eisenverhüttung entscheidend das Gebiet um die Stadt Stolberg.
In der Hochzeit des industriellen Erzabbaus von ca. 1829 bis 1919 wurden auf dem Stadtgebiet eine Vielzahl von Gruben entlang der Kalkbänder, die Stolberg grob von Südwest nach Nordost durchschneiden, betrieben. Auf dieser Seite des Vichttales sind dies die Gruben Diepenlinchen, Albertsgrube, Grube Römerfeld und Grube Hammerberg. Auf der anderen Seite der Vicht sind die wichtigsten Gruben: Breinigerberg, Büsbach und Glücksburg.

Vor der industriellen Ausbeutung der Vorkommen wurde im Stolberger Raum in Klein- und Kleinstkonzessionen das Erz oberflächennah, meist im Tagebau, abgebaut. Spuren aus all diesen Epochen sind immer noch sichtbar, jedoch häufig nicht auf den ersten Blick von Laien zu erkennen. Durch die Aufstellung entsprechender Hinweisschilder soll auf diesem Rundweg das Wissen um den lokalen Bergbau erläutert, erhalten und verbreitet werden.



Details zum Rundweg:

(1) Maschinenschacht

Förder- und Fahrschacht der Albertsgrube

An dieser Stelle befindet sich der sogenannte Maschinenschacht der Albertsgrube. Im Hintergrund sind noch Fundamentreste des
Grubenhauses zu sehen, in dem sich die Dampfmaschine befand, mit der Förderung und Wasserhaltung betrieben wurden. Der eigentliche Schacht befindet sich ca. 5 m links davon. Von hier aus wurden die 60 m, die 90 m, die 110 m, die 120 m, die 130 m und die 138 m Sohle der Grube aufgefahren. Der Großteil der Entwässerung erfolgte wohl über die 60 m Sohle, die über den „Tiefen Stollen“ noch heute in den Quellbach entwässert.

weiterlesen

(2) Albertsgrube

Erzwäsche, Erzaufbereitung und Haldenkörper

In diesem Bereich befand sich die Erzwäsche,-aufbereitung und die Abraumhalde des ursprünglichen Teils der Albertsgrube (Gänge I-VIl und Eisensteinschacht). Die im Südosten befindliche schlauchartige Verlängerung stellt die Konzession der Grube Zufriedenheit aus dem Jahr 1829 dar. Beide Gruben wurden 1847 zur Albertsgrube vereinigt.

Von der 1853 errichteten Aufbereitung sind noch die 4 Klärteiche erhalten. Da die Separation des Erzes von tauben Gestein mittels Dichtesortierung nicht sonderlich effektiv war verblieben immer noch
signifikante Reste des Erzes im Abraum. Dies erklärt, warum die Halde nicht bzw. lediglich von Galmeiflora und anderen schwermetalltoleranten Pflanzen bewachsen ist.

weiterlesen

(3) Eisensteinschacht

Förderschacht und Grubenhaus Albertsgrube

In den beiden Gehölzen im Hintergrund befinden sich die Reste des ehemaligen Eisensteinschachtes und des dazugehörigen Grubenhauses. Der Schacht-/Gangkomplex bestand neben dem Eisensteinschacht noch aus einem Wetterschacht und einer 60 m und 90 m Sohle und folgt zwei Klüften/Verwerfungen, die (trotz Aufschüttungen im Jahr 2019) immer noch in der Wiese erkennbar sind.

Die Albertsgrube war konzessioniert auf Zink, Blei und Eisen.

weiterlesen

(4) Felixschacht

Schacht der Grube Zufriedenheit

An dieser Stelle befindet befindet sich der sogenannte Felixschacht. Auf drei Sohlen wurde hier in vergleichbar geringer Tiefe (bis ca. 80 m) abgebaut. Neben dem Hauptschacht bestanden noch ein Versuchsschacht und der Felixschacht (neu), von denen aber oberirdisch keine Reste mehr erkennbar sind.

Am Felixschacht ist sehr gut die sogenannte Hängebank erkennbar, in deren Mitte eine leichte Vertiefung den eigentlichen Schacht anzeigt.

weiterlesen

(5) Pferdebahn

Transport des Fördergutes zur Aufbereitung

Zwischen den im Hintergrund sichtbaren Kastanien ist noch die Schotterung der ehemaligen Pferdebahn zu sehen. Wie auch an dieser Stelle wurden andernorts die ersten Eisenbahnen auf eisenbeschlagenen Holzbohlen von Pferden gezogen.

Die Pferdebahn verband die Förderschächte der „Zufriedenheit“ mit der Aufbereitung der „Albertsgrube“.

weiterlesen

(6) Grube „Zufriedenheit“

Vor 1863 eigenständig, dann Teil der Albertsgrube

An dieser Stelle befanden sich die Grubengebäude, Abraum- oder Bergehalde und die ursprünglichen Schächte der Grube „Zufriedenheit“. Die Grube wurde 1829 durch Wilhelm Bilstein (Werth) und Christian Bengel (Mausbach) konzessioniert.

Die Grube wurde 1847 durch Jacob Bredt gekauft und in seine Kommanditgesellschaft eingebracht, zu der auch die Albertsgrube gehörte. Nach Weiterverkauf wurden beide Gruben 1863 unter J. W. Schmalenbach zur „Albertsgrube“ vereinigt.

weiterlesen

(7) Betriebspunkt IX Ravelsberg

Betriebspunkt IX, Maschinenhaus, Bergehalde

An dieser Stelle befindet sich der jüngste Betriebspunkt der Grube Diepenlinchen. Fundamentreste des abgebildeten Ravelsberg-Förderturmes und des angrenzenden Maschinenhauses sind hier noch erkennbar.

Dieser Betriebspunkt ist der letzte Schacht in einer Reihe von Schächten, die sich auf einer Linie bis Binsfeldhammer hinziehen.

weiterlesen

(8) Klärteiche

Erzaufbereitung der Grube Diepenlinchen

Die beiderseits des Weges liegenden Teiche dienten der Wasserversorgung der Erzaufbereitung der Grube Diepenlinchen. Im Rahmen der Aufbereitung des geförderten Erzes musste sowohl eine Trennung von Erz und tauben Gesteinsmitteln erreicht werden, als auch eine sorgfältige Trennung der Metallgruppen Blei, Eisen und Zink. Auf Diepenlinchen wurde hierbei das sogenannte „Nasstechnische Verfahren“ angewandt, das sehr wasserintensiv war. Da zu Beginn des Bergbaus nur wenig qualitative Aufbereitung möglich war, enthielt das Haldenmaterial noch genug Erz, um zusätzlich zur Tagesförderung eine erneute Aufbereitung des Haldenkörpers rentabel zu machen.

weiterlesen

(9) Erzgrube Diepenlinchen

Die Geschichte der Grube Diepenlinchen

Der Name Diepenlinchen leitet sich vom lokalen Dialekt „Diepe Linche“, also hochdeutsch „Tiefe Schächte“, ab. In der Tat hat der Hauptkomplex der Grube eine Teufe von 382 m und ist damit mehr als doppelt so tief wie die Schächte der umliegenden Gruben. Die Grube wurde 1809, noch unter französischer Annektierung, angefahren. Vorher war bereits bis zum Grundwasserspiegel durch die Römer und im 17. und 18. Jahrhundert im Tagebau, später im Pingen- und Packenabbau oberflächennahes Galmei abgebaut worden.

weiterlesen

(10) Aufbereitungsanlage

Für die effektivere Verarbeitung des Haufwerks

Die positive Entwicklung des Grubenbetriebs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderte eine effektivere Erzaufbereitung. Daher ließ die Grubenleitung zwischen März 1906 und April 1907 eine höchst moderne Aufbereitungsanlage errichten.
Die Aufbereitung ist das Trennen und Aussortieren der nutzbaren Fördergüter aus dem Haufwerk. Darunter versteht man alles, was nach Übertage gefördert wird, d. h. Erz und taubes Gestein.

weiterlesen

(11) Froschschacht

Letzte Erinnerung an Grube Diepenlinchen

Der kaminartige Aufbau des Froschschachtes ist das signifikanteste Relikt mit sichtbarem Bezug zur Erz-Großgrube Diepenlinchen. Im Unterschied zu allen anderen im Untergrund noch vorhandenen Schächten gibt sich dieser Wetterschacht durch seinen auch heute noch vorhandenen und gut sichtbaren Aufbau zu erkennen.

Der Kamin des Froschschachtes wurde 2020 restauriert.

weiterlesen

(12) Römischer Bergbau

Gunsenbruch: Reste römischen Bergbaus

Zwischen den Flurstücken „Grunsenbruch“ (Baumgruppe mit Teichen rechts), „Bovenheck“ (Sportplatz Gressenich links) und dem Steinbruch wurden mehrere Fundstellen römischer Besiedlung entdeckt, die auf ein Zentrum römischer Bergbau- und Verhüttungsindustrie schließen lassen.
Die beiden Teiche im „Grunsenbruch“ stellen die vollgelaufenen Gruben des römischen Bergbaus dar. In den Trümmerstreuungen sind auffallend viele Eisen- und Schwermetallschlacken angetroffen worden. Bei Aufschlussarbeiten in der benachbarten Flur „Schieverling“ wurden im 19. Jh. durch Bergleute der Grube Diepenlinchen Reste alter Reifenschächte sowie römische Münzen und andere Überreste gefunden.

weiterlesen

(13) Römermännchenstein

Quärrismännchensage und -stein

Dass im Tal des Diepenlinchenbaches der antike Bergbau verortet ist, wird selbst in alten Karten mit dem Hinweis „alte Römerseifen“ angezeigt. Beginnend vom „Gunsenbruch“ zieht sich der antike Bergbau bis zur weiter talwärts gelegenen Erzgrube „Römerfeld“ hin. Der Quärrismännchenstein markiert das Zentrum dieses Feldes und mag zusammen mit seiner markanten Form zu dieser Sage geführt haben.

weiterlesen

(14) Simonschacht

Eingestürzter Schacht „Neuer Simon“

Im Hintergrund ist ein dolinenartiger Krater von mehreren Metern Durchmesser und Tiefe zu sehen. Dieser ist ein verbrochener (eingefallener) Schacht des Betriebspunktes „Neuer Simon“ (roter Kreis). Wie im nebenstehenden Grubenbild ersichtlich, wurde ausgehend vom Hauptbetriebspunkt Diepenlinchen ein Versuchsstollen ab ca. 1871 weiter nach Osten vorgetrieben, in der Hoffnung, weitere Erznester und Stockwerke zu finden.

weiterlesen

(15) Hastenrather Graben

Resultat tektonischer Störungen und Verwerfungen

Die hier liegende Senke, der „Hastenrather Graben“, ist nicht nur ein Tal, durch das der Omerbach fließt. Entstanden ist diese Senke nicht durch vom Omerbach verursachte Erosion. Sie ist vielmehr das Ergebnis
tektonischer Störungen und Verwerfungen, also durch Gebirgsbewegungen entstandene Unterbrechungen des ungestörten Schichtenverlaufs.

Der Hastenrather Graben wird im Nordosten durch die Omerbachstörung und im Südwesten durch die Sandgewandstörung begrenzt. Zwischen diesen beiden Störungen ist die Hastenrather Scholle auf einer Fläche von 0,5 km2 im Schnitt ca. 40 m bis 60 m gegenüber dem Niveau der Umgebung abgesackt. Wie fast alle Störungen in der Gegend sind diese extrem wasserführend und stellten für den lokalen Bergbau ein signifikantes Hindernis dar, da sie nicht durchstoßen werden konnten (Wasserzufluss).

weiterlesen