Wasserhaltungsschächte von Diepenlinchen

Da die Wasserhaltung der Grube aufgrund von Zuflüssen von durchschnittlich 9.000 l pro Minute von Beginn an ein Problem darstellte, wurde 1855 eine günstigere Wasserhaltung notwendig. In diesem Jahr
projektierte Ingenieur Widtmann, nach dem der Widtmannschacht benannt wurde, einen Wasserlösungsstollen von 2,4 km Länge, welcher das Grubenwasser aus 88 m Tiefe (entspricht dem Höhenniveau des Vichttales) in die Vicht ableiten sollte. Da die Grube zu dieser Zeit (1854) schon bis zu 159 m abgeteuft war, musste das Wasser nur 71 m gehoben werden. 1857 wurde mit dem Stollenvortrieb und 1855 mit dem Abteufen des Widtmannschachtes begonnen. Der Schacht hatte einen recht großen Querschnitt von 5,65 m x 3 m, da zwei Pumpgestänge darin Platz haben mussten. Der Grund dafür war, dass die entsprechenden Pumpanlagen dauerhaft großen Belastungen ausgesetzt waren, aber bei Wartung derselben trotzdem noch Wasser abgepumpt werden musste, weshalb diese immer abwechselnd gewartet wurden. Ferner musste mit zunehmender Teufe der Wasserlösungsschacht immer weiter in die Tiefe getrieben werden, ohne das Abpumpen der Grubenwässer auszusetzen. Beide Schächte (Widtmann und Blume) wurden nicht im wasserführenden Kalk abgeteuft (da sie sonst beim Bau bereits
abgesoffen wären), sondern im direkt daneben anstehenden Schiefer, der kein Wasser führte und deshalb verhältnismäßig einfach in die Tiefe getrieben werden konnte.

Der Widtmannschacht wurde bis in eine Tiefe von 150 m mit Ziegeln ausgemauert, um die Standfestigkeit zu garantieren. Mit zunehmender Teufe wurde es notwendig, einen zweiten Wasserhaltungsschacht
abzuteufen, sodass 1866 mit Arbeiten am Blumeschacht begonnen wurde. Der Schacht wurde nach dem damaligen Grubendirektor Blume benannt und hatte lediglich einen Querschnittvon 2,5 m x 3,9 m und war auch nur in Bolzenschrotzimmerung ausgebaut. Über beide Schächte wurde das Grubenwasser mittels zweier Dampfmaschinen abgepumpt, die im Jahre 1900 eine Gesamtleistung von 2.000 PS besaßen und im Jahr 12.541 Tonnen Kohle verfeuerten. 1912 wurde mit dem Pumpensumpf der tiefsten Sohle eine Teufe von 382 m erreicht, womit beide Schächte die tiefsten Schächte des gesamten Stolberger Erzreviers sind. Nach Stilllegung der Grube wurden die Schächte nicht verfüllt, da ansonsten die Entwässerung durch den Wasserhaltungsstollen gefährdet gewesen wäre.

Das hätte nicht vorhersehbare Bergschäden als Konsequenz nach sich gezogen. Stattdessen wurden beide Schächte mit Betondeckeln versehen und über dem Widtmannschacht wurde ein kleines Gebäude errichtet, um eine Inspektion der Wasserlösung zu ermöglichen. Beides geriet mehr und mehr in Vergessenheit, bis bei Bauarbeiten im Jahre 2006 beide Schächte aufgedeckt wurden und danach fachmännisch mit jeweils einer Stahlbetonplatte versiegelt wurden. Heute stehen Wohngebäude über den Schächten und der Wasserhaltungsstollen entwässert weiter über das Stollenmundloch gegenüber der Bleihütte die Grubenwässer von Diepenlinchen.

Informationen zur Lage / Lokation

Widtmann & Blume Industriegebiet
Gemarkung Gressenich (4255), Flur 7, Flurstück 707
Eigentümerin Stadt Stolberg

Bildergalerie