Bis 1885 Betriebspunkt von Diepenlinchen

Unweit von diesem Schild (400 m), am Abzweig der Derichsberger Straße, befindet sich Schacht Henriette. Der Komplex aus den drei Schächten Wasserhaltungs- und Förderschacht, beide mit 84 m Teufe, dem „Alten Schacht“ mit 35 m Teufe, sieben Gebäuden, Schuppen und einer Erzwäsche macht einen von mehreren Betriebspunkten der Großerzgrube Diepenlinchen aus.

Die Erzwäsche wurde vermutlich mit Wasser aus dem Wasserhaltungsschacht versorgt und das Abwasser lief von dort zuerst südlich in 4 Absetzbecken und danach westlich (auf der anderen Seite der Derichsberger Straße) in den heute trocken liegenden Talgrund und von dort aus zwischen „Untere Derichsmühle“ und „Bernardshammer“ in den Vichtbach. Oberirdisch sind noch die Absetzbecken, Haldenreste mit Galmeiflora und die verfüllten Schachtkrater zu sehen.

Wie bei anderen Betriebspunkten, z. B. Ravelsberg, Mausbacher Heck, wurde am Betriebspunkt Henriette ein kleines, nicht an die Wasserhaltung des Hauptgrubenkomplexes angebundenes Erznest abgebaut. Das Nest befand sich etwa in einer mittleren Teufe von 75 m mit einer ungefähren Ausdehnung von 33 m x 20 m. Daran angeschlossen wurden zwei Gänge mit einer geringen Mächtigkeit (20 cm bis 130 cm) und einer Länge von ca. 60-100 m (Gang 1) sowie 100 m (Gang 2) angefahren und abgebaut.

Wie im Stolberger Erzrevier üblich, wurden solche Erzgänge und Nester in natürlichen Klüften des Kalksteins sowie an den Übergängen zwischen Kalk und Schiefer der Werther Mulde aufgefunden. Die Teufe aller drei Schächte weist auf ein oberflächennahes Vorkommen hin, das somit recht früh in der Geschichte der Grube erschlossen wurde und 1885 erschöpft war. Auch völlig typisch ist die aufgefundene Lage der Erze.Nahe des Grundwasserspiegels wurden noch Weißbleierz (PbCO3) und Galmei (insbesondere ZnCO3) abgebaut, beides Verwitterungserze der ursprünglich entstandenen sulfidischen Erze Bleiglanz (PbS), Zinkblende (ZnS) und Schwefelkies (FeS2), die in größerer Teufe aufgefunden wurden. Die abgebauten Nester und Gänge darf man sich nicht als massive Erzlager vorstellen, sondern als Anlagerungen um den zertrümmerten Kalkkörper in den Bruchzonen.

Häufig wurden am Betriebspunkt Henriette auch Geoden mit einem Kalkspatkern und schalenförmig angelagertem Bleiglanz, Zinkblende und Schwefelkies in wechselnder Schichtung aufgefunden oder das Erz bildete einen Füllkitt zwischen den zerbrochenen Dolomit- oder Kalkspatbrocken. Die sogenannten Nester sind hierbei nichts anderes als Bruchzonen, größer als die Gänge.

Auf dem Gelände des Betriebspunktes befinden sich die gesprengten Reste zweier Bunker 155 und 157 (beide Regelbau 10, Gruppenunterstand) des Westwalls, die 1938/39 errichtet wurden und am 16. September 1944 von den US-Truppen kampflos eingenommen und gesprengt wurden.
(Text: Jens Mieckley)