Viola lutea calaminaria

Eine botanische Besonderheit dieses Standortes ist die weltweit einzigartige Galmeiflora, eine Pflanzengesellschaft, die an die speziellen Verhältnisse erzhaltiger Böden angepasst ist. Diese Pflanzengesellschaft ist Teil einer eiszeitlichen alpinen Reliktflora. Mit der fortschreitenden Vergletscherung zu Beginn der letzten Eiszeit wurden die Arten dieser Pflanzengemeinschaft aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in eisfreie Klimazonen, u. a. auch in den hiesigen Raum, verdrängt, wo sie die Eiszeit überleben konnten. Als nach dem Ende der Eiszeit die Vegetation bei dann wieder ansteigenden Temperaturen üppiger wurde, zogen sich die Arten der Galmeiflora auf kargere Böden zurück, die von Pflanzen mit stärkeren Wuchsformen gemieden wurden. Ein Vertreter dieser Galmeiflora ist das Galmeiveilchen. Der Name Galmeiveilchen stammt vom galmeihaltigen Boden. Galmei ist eine Sammelbezeichnung für ein Mineralgemenge verschiedener schwefelfreier Zinkerze. Der Name Galmei ist aufgrund seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung in der regionalen Sprache fest verankert und gab dem Galmeiveilchen seinen Namen. Die Galmeierze waren für Stolberg deshalb so wichtig, weil sie bis zum Beginn des 19. Jh. zur Herstellung von Messing zwingend erforderlich waren.

Die Galmeiflora findet sich nahezu ausschließlich auf den ehemaligen Erzfeldern, ihre Standorte sind, auch oberflächennah, mit hohen, teilweise toxischen Zink-, Blei- und Cadmiumverbindungen kontaminiert. Im Laufe der Evolution konnte die Galmeiflora eine gewisse Schwermetalltoleranz ausbilden. So entstanden auf den erzreichen Böden Überlebensnischen für die schwermetallresistenten Pflanzenarten, die sogenannten Metallophyten. Das gelbe Galmeiveilchen wächst weltweit nur in der Stolberger Region sowie um Kelmis südwestlich von Aachen. Es hat sich auf den lebensfeindlichen Untergrund spezialisiert. Das Galmeiveilchen kann Schwermetalle einlagern und anreichern, ohne dabei Schaden zu nehmen. Den Bergleuten diente es jahrhundertelang als Wegweiser zu den Zinkerzlagerstätten. Das Galmeiveilchen steht unter Naturschutz und darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.

Informationen zur Lage / Lokation

🧭 50.765274 N 6.276236 O
Gemarkung Gressenich (4255), Flur 8, Flurstück 160
Eigentümerin Stadt Stolberg

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