Für die effektivere Verarbeitung des Haufwerks
Die positive Entwicklung des Grubenbetriebs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderte eine effektivere Erzaufbereitung. Daher ließ die Grubenleitung zwischen März 1906 und April 1907 eine höchst moderne Aufbereitungsanlage errichten.
Die Aufbereitung ist das Trennen und Aussortieren der nutzbaren Fördergüter aus dem Haufwerk. Darunter versteht man alles, was nach Übertage gefördert wird, d. h. Erz und taubes Gestein. Aufbereitung umfasst auch die notwendige Zerkleinerung des Haufwerks sowie die Gesamtheit aller Vorrichtungen und Anlagen, die zu diesem Zweck errichtet bzw. betrieben werden. Im Falle der Aufbereitung von Erzen erhält man ein Erzkonzentrat, das in den Hütten weiterverarbeitet wird.
Die Aufbereitung bedient sich mechanisch-physikalischer Arbeitsweisen, indem sie die unterschiedlichen Eigenschaften der Mineralien ausnutzt. Die mineralischen Metallträger (Erze) weisen meist hinreichend große Gewichtsunterschiede zum Nebengestein auf, sodass eine Trennung nach dem spezifischen Gewicht möglich ist (Dichtesortierung).
Die neu errichtete Anlage arbeitete mit mehr oder weniger geneigt angeordneten, flachen Tischen. Hier wurden die ausgeklaubten, zermahlenen Gesteins- bzw. Erzkörner aufgegeben. Ein kontinuierlicher Wasserstrom schwemmte die leichteren Gesteinskörner aus und ließ die schwereren Erzkörner als sogenanntes Erzkonzentrat liegen.
Dieser Effekt wurde noch dadurch verstärkt, dass man den gesamten Tisch in Schwingung versetzte (Vibration). Derartige Anlagen werden auch Schüttelherde genannt. Die Methode der Dichtesortierung findet auch Anwendung zum Trennen von polymetallisch ausgebildetem Erz (aus mehreren Metallverbindungen bestehend), sodass nicht nur das Erz vom Nebengestein, sondern auch die verschiedenen Erzmittel untereinander getrennt werden können. Im Falle der Grube Diepenlinchen waren dies Schwefelverbindungen der Metalle Blei, Zink und Eisen (Markasit, auch Schwefelkies genannt). Die neue Anlage konnte 257 t Haufwerk pro Tag durchsetzen.
Sie galt damals nicht nur in Deutschland als eine der fortschrittlichsten ihrer Art und wurde von der »Firma Fr. Gröppel, C. Lührigs Nachfolger zu Bochum i. W.« errichtet. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die höchst effektiven Verfahrensabläufe nur durch konsequente und aufwändige Optimierung der einzelnen Prozessparameter, d. h. Korngröße des Aufbereitungsmaterials, Menge und Fließgeschwindigkeit des Wasserstroms, Amplitude und Frequenz der Schwingungen, zu erreichen sind.
Zur Gewährleistung qualitativ hochwertiger Konzentrate musste der Selektionsvorgang mehrfach wiederholt werden. Selbstverständlich waren auch hier die erwähnten Optimierungsprozeduren erforderlich. Die notwendige Quantität erreichte man durch Parallelbetrieb mehrerer Aufbereitungsstränge.
(Text: Jens Mieckley)
Informationen zur Lage / Lokation
🧭 50.768390 N 6.274392 O
Erzgrube Diepenlinchen
Weiterführende Informationen
Glückauf – Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift, 27. August 1910
Seite 1325-1332 (PDF-Datei Seite 13-20)
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