“Kommts Abendroth, ists Kindlein todt”

Aus den Einträgen der kirchlichen Sterbebücher des 19. Jh. erkennt man schnell eine relativ hohe Kindersterblichkeit. Kinder starben oft an Krämpfen, oder – wie der Mausbacher Volksmund sagt – „Dat Kenk ess an’de Bejofheet jestorve“.

Nachweise zur Säuglingssterblichkeit finden sich in Kirchen- und Ortsfamilienbüchern. Diese Quellen geben Auskunft über Geschlecht, Alter und Rechtsstand (legitim oder illegitim) der Säuglinge. Außerdem über die elterliche Fertilität, die Familiengröße, den Geburtsrang, das Alter der Mutter, die saisonale Verteilung der Geburten und Sterbefälle, den Beruf des Vaters, den Tod bzw. die Wiederverheiratung eines Elternteiles. Aus diesen Informationen lassen sich Rückschlüsse über die Ursachen der Kindersterblichkeit ziehen.

Aufgrund des sogenannten Friedhofszwangs musste hierzulande eine Beisetzung auf dem Friedhof stattfinden. In der Regel betrugen die Ruhezeiten der Erdgräber zwischen 20 und 30 Jahre. Wegen der hohen Kindersterblichkeit wuchs der Bedarf an Kinder-Grabstätten stetig. Um eine Überbelegung zu vermeiden, gab es bei Kindern eine verkürzte Ruhezeit zwischen 10 und 20 Jahren oder sogar noch weniger. Zur besseren Planung führte das dann auch zur Anlage von Kindersektionen oder speziellen Kinderfriedhöfen.

Ein solcher Kinderfriedhof wurde auch hier in Mausbach angelegt. Er befand sich damals hinter dem Haus des Knappschaftsarztes Dr. med. Palm. Die traditionelle Lehre der Kirche besagte, dass Kinder, die gestorben waren, bevor sie getauft wurden, nicht auf einem gesegneten Friedhof beerdigt werden durften. So wurden sie namenlos außerhalb der Friedhöfe auf ungeweihtem Grund beerdigt. Diese Praxis änderte sich zwangsläufig, als eine Kommunalisierung der Friedhöfe einsetzte. Gemeinde und Kommunen erhielten mehr Mitspracherecht bei der Belegung der bisher vornehmlich kirchlichen Erwachsenen- bzw. Kinderfriedhöfe.
Während die Säuglingssterblichkeit Ende des 19. Jh. auf dem Land stagnierte, nahm sie ab ca. 1880 in den Städten ab. So sank die Kindersterblichkeit bis 1910 auf etwa 160, 1930 auf unter 100 und 1970 auf etwa 25 pro 1000 Geburten. Verantwortlich dafür war der Rückgang der Geburtenziffern, die größere Offenheit der Eltern für Verbesserungen in der Säuglingsernährung, Häufigkeit ärztlicher Untersuchungen, Begleitung durch Hebammen, wachsender Wohlstand, konsequentes Stillen sowie beratende, soziale und hygienische Maßnahmen.
Als nach dem Krieg der neue Friedhof an der Krewinkeler Straße angelegt wurde, verzichtete man auf den Kinderfriedhof und beerdigte die Kinder dort.

Informationen zur Lage / Lokation

🧭 50.758753 N 6.279413 O
Gemarkung Gressenich (4255), Flur 47, Flurstück 159
Eigentümerin Stadt Stolberg